s’got uf, mer gwünnet!

von | 27. Feb.. 2022 | Alle Rezepte

Schwägerin Erika strahlte. Nachdem sie die Karten ausgezählt hatte, zeichnete sie Striche, X für römische Zehner und V für römische Fünfen auf die Jasstafel. Dann zählt sie die restlichen Augen zusammen. Nach einem weiteren Strich auf der unteren Seite der Tafel meinte sie mit einem breiten Grinsen: ‘ s’got uf, mer gwünnet!’

‘S’got grad uf’, meinte auch meine Stellvertreterin und Köchin Linda-Marie in der Küche im Rias, als nach der Gourmet Metzgete Ende Januar Sauerkraut und schöne weich gedünstete, gedörrte Bohnen bis fast auf den letzten Bissen aufgegessen waren.
Damals kamen mir diese Momente in den Sinn, als wir im Landgasthof Rössli in St. Peterzell noch so richtig gejasst haben.
In dieser Region kennt man einige spezielle Regeln. Natürlich werden die Jassregeln eingehalten. Das ist wohl klar!
Obwohl, beim ‘Pandur’ war es erlaubt, zu mogeln, ‚z’bschissä‘, wie es mein Vater uns gelehrt hatte. Bei einem ‘Misèr’ – dieser Spieler will also keinen Punkt machen – durfte man eine Karte, die man eigentlich hätte spielen müssen, zurück halten oder nicht ‘farben’. Wenn es den Gegenspielern beim letzten Spielzug nicht auffiel und sie nicht darauf aufmerksam machten, war das Spiel gewonnen, obwohl ‘bschissä’ axgüsi – gemogelt wurde.

Und beim Schieber gibt es diese unglaublichen x-fache Zählweise: So zählt Eichle siebenfach, Undänufä sechsfach, Obönabä fünfach, Rose vierfach, Schilte dreifach und Schällä nur noch doppelt. Jeder Match zeichnet in der Schlussabrechnung mit einem zusätzlichen Gewinnstrich. Den Berg hat man bei 3’500 erreicht, ergibt einen Strich, für den Sieg bei 6’000 Punkten schreibt man nochmals zwei Striche. Dann hiess es manchmal auch mit Augenzwinkern: ‚Ein guter Schreiber gewinnt das Spiel!‘ 
Wer sich beim entscheidenden Gewinnspiel als Erster bedankt, hat gewonnen. Die Karten werden dann sofort abgelegt und die gewonnen Stiche sind zu zählen. Sollte derjenige, der sich bedankt hat, zu früh gejubelt haben, verliert er Forfait!
Auch ich habe im Landgasthof oft mitgejasst. Aber immer erst nachdem ich meine Kochbluse abgelegt und frisch geduscht im zivilen Hemd am Stammtisch sass oder nach der Feuerwehrübung. Jassen in meiner Arbeitskleidung ging gar nicht.

‘s’got uf, mer gwünnet!’ können wir hoffentlich auch bald im Rias sagen.
Noch drei Wochen, bis zum 18. März sind wir für Sie da und wir geben noch einmal alles.

Die Anlässe sind alle vorbei.
Auch der letzte Anlass vom vergangenen Dienstag, an dem ich nochmals mit meinen Unterstiften gekocht habe.
Es war ein unglaublich schöner Tag.
Schon frühmorgens beklagten sich Albert und Walter zwar:
Ich sei alt geworden!
Meine Anweisungen und Befehle wären früher klarer gewesen. 
Und spätestens nach zehn Minuten hätte ich den ersten von ihnen zusammen gestaucht, weil er zu langsam war. 
Es wurde auch emotional:
Vor allem, als unser Lehrmeister erzählte, wie es vor 40 Jahren war.
Das könne man heute gar nicht mehr machen. 
Er erzählte, wie er einige Wochen vor meiner Lehrabschlussprüfung in den Wiederholungskurs einrücken musste. Wie ich ihm sein Sturmgewehr in der Zimmerstunde nach Degersheim brachte, weil er es zuhause vergessen hatte. 
Wie er die Küche einfach uns Lehrlingen übergab. Hansruedi hätte als Oberstift die Führung übernommen und zusammen mit der Chefin die Bestellungen gemacht und es sei prima gelaufen.
Ich kann nur sagen, wir waren stolz und es ist aufgegangen! 

Alle à la carte Reservationen gerne online:

Online Reservation 

Menu Surprise: Das Beste aus der Zeit von Hansruedi Nef.
Speziell bieten wir nun immer ein sehr persönliches Menu Surprise an.
Meine kulinarischen Erinnerungen, kann man es auch nennen.
Lassen Sie sich überraschen. Es gelten folgende Spielregeln:
Alle Gäste am Tisch essen dasselbe Menu (auch bei Sonderwünschen).
Reservation einen Tag im Voraus. Wir verraten nicht, was es gibt.
Preis pro Gast, Menu mit 7 Gängen CHF 150
Weinbegleitung + CHF 75

Mittwoch, 23. und Donnerstag, 24. März 2022!
Rausverkauf!
Alles, was nicht zum Rias gehört, wird verkauft. 

Weinraritäten, angefangene Spirituosenflaschen, Hackbraten, Gewürze, Dinkelmehl, Geschirr, Gläser und Maschinen etc. 

Eichlä – Match – 1’799 – mer bedanket üs! 
Ihr 

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