Autofreier Sonntag!

von | 9. Mrz. 2020 | Journal

Autofreier Sonntag!

Es ist elf Uhr mittags, Montag, der 9. März 2020.

Nun ist anscheinend eingetroffen, was ich so nicht erwartet habe. Bis Ende letzter Woche wurden wir vom schlechten Geschäft betreffend diesen Virus fast verschont.

Sicher gab es Absagen. Internationale Firmen, deren Repräsentanten nicht mehr fliegen durften, stornierten ihre Anlässe im Rias.

Doch über alles bewegte sich der Umsatz im Rahmen dessen, was zu erwarten ist, mit was man zu rechnen hat. Ein Mittag war richtig schlecht, doch ansonsten gestaltete sich die Woche ganz ok.

Meine Einstellung ist, schauen, was passiert und dann entsprechend handeln. Doch was heute Morgen passiert ist, das gab es auch in meinem kleinen Betrieb noch nie. Es übersteigt das, was ich erwartet habe.

Ich war guter Dinge, als ich die Reservationen für diese Woche sah. Heute Mittag waren einige Tische reserviert, es war nicht voll, doch schon ganz gut.

Dann kamen die Absagen und online Stornierungen und es blieb noch ein Tisch mit zwei Gästen. Natürlich ist es nicht zu vergleichen mit dem, was die grossen Firmen für Ausfälle zu beklagen haben. Doch für mich ist es sehr schnell essenziell, überlebenswichtig. Fehlende Umsätze kann ich nicht einfach wegstecken. Dieses Mal ist es wirklich ernst. Es nützen alle guten Wünsche und Ratschläge nichts mehr.

Doch was können wir mehr tun, als erstklassige Qualität der Speisen und exzellenten Service zu liefern?

Mir kommen Bilder aus dem Jahr 1973 in den Sinn. Damals wirteten meine Eltern bereits über drei Jahre im Landgasthof Rössli St. Peterzell. Ich war elf Jahre alt.

Erdölkrise. Der Bundesrat verfügte drei autofreie Sonntage.

Ich sehe noch heute die Sorgenfalten auf der Stirn meiner Eltern. Was wohl passieren würde, kommen noch Gäste?

Wir Kinder hatten Freude an der neuen Situation. Die Strassen gehörten uns. Der Mittelstreifen wurde für einen Veloslalom gebraucht und im vollen Schuss ging es aus dem Waldweg über die asphaltierte Hauptstrasse.

Doch für den Landgasthof wurde es richtig schlimm. Die einzigen Fahrzeuge auf der Strasse waren die Streifenwagen der Kantonspolizei und ein Postauto.

Ja, mit dem Postauto kämen dann die Wanderer und Ausflügler und würden im Landgasthof speisen. Nichts in dieser Art passierte. Das Postauto hielt. Einige Fahrgäste stiegen aus, die sich eilends auf ihre Wanderung machten und sonst nichts! Der Landgasthof blieb leer.

Das war bitter!

Die heutige Situation ist mit damals nicht zu vergleichen. Wir dürfen uns noch bewegen. Es gibt keinen Grund, nicht ins Restaurant zu gehen und gut zu essen. Einen Abend zu geniessen.

Das Virus ist hier. Es lässt sich nicht mehr aufhalten und wir müssen uns schützen, keine Frage!  Doch wenn wir damit jede Lebensfreude kaputt gehen lassen und uns einigeln, dann ist niemandem geholfen.

Vertrauen Sie Ihrem Instinkt. Gehen Sie raus. Die Natur ist Ihr Verbündeter. Lassen Sie sich es sich gut gehen. Das hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Spazieren Sie und atmen Sie die frische Luft. Sie ist der perfekte Energiespender.

Auch diese Situation wird vorbei gehen. Denn das Rad der Zeit kann niemand aufhalten. Doch wie wir uns darin bewegen, können wir sehr wohl selbst bestimmen.

Lassen Sie sich Ihre Lebensfreude von dieser medialen Angstkampagne nicht nehmen.

Verwöhnen Sie sich, wo und wie auch immer!

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